Leica R-Kameras

Aus Leica Wiki (deutsch)
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Leicaflex

Mit einigen Jahren Verspätung betrat Leitz 1964 mit der ersten Leicaflex den Markt der Spiegelreflexkameras. Der Hauptgrund für diese verspätete Entwicklung dürfte im andauernden Erfolg der Sucherkamera M3 zu sehen sein, die von den Verantwortlichen bei Leitz lange als das schlicht überlegene System angesehen wurde. Der verspätete Markteintritt ließ sich zwar durch die Kooperation mit dem japanischen Hersteller Minolta wieder aufholen, doch war die einst marktbeherrschende Stellung der Firma Leitz dahin. Der späte Spiegelreflex-Start bei Leica zeigt deutlich die Trägheit auf, mit der Innovationen eingeführt wurden. Vergleichbares wiederholte sich Jahre später beim Autofocus sowie bei Digitalkameras.


Leicaflex (1965-1968

Schon zum Zeitpunkt ihrer Einführung war die Leicaflex keine besonders moderne Kamera. Gleichwohl legte sie den Grundstein für eine neue Kamerafamilie. Zunächst ist das neue R-Bajonett zu erwähnen, das im Vergleich zum damaligen M-Bajonett im Durchmesser erheblich vergrößert wurde. Dazu kam ein Spiegelreflexsystem, das dem Visoflex III ähnelt und über eine Spiegelvorauslösung verfügt. Der Verschluss wurde ebenfalls geändert und ermöglichte eine kürzeste Verschlusszeit von 1/2000 s. Die Belichtung wird noch außerhalb des Strahlengangs über ein kleines Messfenster am Prismengehäuse gemessen. Die erste Leicaflex war in verchromter und auch in schwarz lackierter Ausführung erhältlich; letztere ist weitaus seltener. Insgesamt wurden 37.500 Stück gebaut.


Leicaflex SL (1968-1974)

Bereits 1968 wurde die Leicaflex durch die Leicaflex SL abgelöst, die mit ihrer Selektivmessung endlich auch eine TTL-Belichtungsmessung bot. In der Tat war die Selektivmessung, die im wesentlichen einer Spotmessung mit etwas größerem Messfeld entspricht, über Jahre ein Alleinstellungsmerkmal der Leicaflex. Bis auf hauptsächlich kosmetische Änderungen war sie ansonsten mit der Leicaflex weitgehend identisch. Die Leicaflex SL wurde serienmäßig hell oder schwarz verchromt ausgeliefert; nur einzelne Exemplare wurden schwarz lackiert. Die Gesamtproduktion beläuft sich auf 72.075 Einheiten, von denen 1080 für den Betrieb mit dem optional erhältlichen Leicaflex-Motor als "MOT" ausgelegt waren.


Leicaflex SL2 (1974-1976)

Mit der Leicaflex SL2 wurde das letzte Modell der Leicaflex-Reihe vorgestellt. Ihre Hauptverbesserungen waren ein 4x empfindlicherer Belichtungsmesser sowie ein geänderter Sucheraufbau mit Innenbeleuchtung per Knopfdruck und einem Sucherschuh mit Mittenkontakt, Schnittbildentfernungsmesser und modifiziertem Spiegel für extreme Weitwinkelobjektive. Im Sucher wurde zusätzlich zu den Zeiten auch die Blende angezeigt. Eine weitere Verriegelung am Rückspulknopf verhinderte unbeabsichtigtes Öffnen des Kameragehäuses. Ab 1975 war eine motorisierte Version mit dem Leicaflex-Motor erhältlich. Dennoch war die SL2 schon zum Zeitpunkt der Markteinführung nicht mehr auf dem Stand der Technik, die der Markt verlangte. Die Konkurrenz arbeitete bereits eifrig an Multiautomaten. Zudem war die Produktion der SL2 so teuer, dass die Gehäuse mit Verlust in den Markt gedrückt und der Gewinn mit den Objektiven erzielt werden musste. So endete die Produktion nach nur zwei Jahren mit einer Stückzahl von 25.575 Exemplaren, davon 1020 in der „MOT“-Ausführung. Für viele gilt die Leicaflex SL2 immer noch als die beste mechanische Spiegelreflex Kamera, die je gebaut wurde.


Leica R

Um den wachsenden Markt der Spiegelreflexkameras nicht aufgeben zu müssen, ging Leitz Anfang der siebziger Jahre eine Kooperation mit Minolta ein, durch die Leitz Zugriff auf moderne Technik wie etwa Zeitautomatik erlangte. Dies führte 1976 zur Vorstellung der Leica R3, mit der Leitz wieder weitgehend den Anschluss geschafft hatte. Leider versäumte Leitz alsbald, als Pionier in der AF Technik (sie hatten die ersten AF-Patente und 1976 den ersten funktiontüchtigen Prototyp die CK2) die Entwicklung des Autofocus weiter zu verfolgen, so dass die Firma erneut technisch ins Hintertreffen geriet. Seit den späten Neunziger Jahren entwickelt die heutige Leica Camera AG wieder selbstständig Spiegelreflexkameras.


Leica R3 (1976-1980)

Mit der Leica R3 erfolgte ein Bruch mit der bisherigen Leicaflex-Familie. Auch der Name wurde geändert, doch zeigt die Bezeichnung R3 noch eine gewisse Kontinuität, was sich auch am unveränderten Bajonett bestätigt. Sie war die erste SLR-Leica, die aus der Kooperation mit Minolta entstanden ist. Der Verschluss wurde durch einen modernen Metalllamellenverschluss ersetzt, und erstmals wurde im Gegensatz zur Minolta XE-1, auf der sie technisch basiert, neben der Integralmessung für die Belichtung auch eine Spotmessung realisiert. Der wesentliche Fortschritt gegenüber der Leicaflex liegt in der Zeitautomatik und den elektronisch gebildeten Zeiten (1/100 als mechanische Zeit). Nach ca. 2000 Einheiten wurde die Produktion von Wetzlar nach Portugal verlagert, wo bis heute Leica-Produkte gefertigt werden. Insgesamt wurden ca. 70.000 R3 gebaut, davon knapp die Hälfte mit Motoranschluss. Die meisten Kameras wurden in schwarzer Verchromung geliefert, jedoch existieren einige hundert Exemplare in silberner Verchromung sowie 1000 Exemplare mit olivgrüner Lackierung als „Safari“-Version. Die Version Leica R3 MOT mit Motor war jedoch nicht unbedingt die zuverlässigste Kamera der R3-Reihe.

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Leica R4 (1980-1986)

Mit der R4 erfolgte ein weiterer großer Sprung in Richtung einer modernen Spiegelreflexkamera. Mit Programm-, Zeit- und Blendenautomatik war die R4 der erste Multiautomat im Leitz-Sortiment. Auch das Gehäuse wurde stark verändert und blieb mit seinen gefällig abgerundeten Formen bis zur R7 nahezu unverändert. Die R4 war serienmäßig auf Motorbetrieb ausgelegt, so dass die Mot-Variante entfiel. Genaue Produktionszahlen sind nicht bekannt, doch dürfte die Gesamtproduktion im Bereich von etwas über 100.000 Einheiten liegen, von denen etwa 10.000 hell und der Rest schwarz verchromt wurden.

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Leica R4s (1983-1986)

Als vereinfachte und preisgünstigere Version der R4 wurde ab 1983 die R4s angeboten, die nur in schwarz erhältlich war. Bei ihr entfielen die Blenden- und die Programmautomatik. Ansonsten war sie mit der R4 völlig identisch. Ab 1985 wurde sie leicht modifiziert und als R4s Mod. 2/ Mod. P angeboten. Die Gesamtproduktion liegt bei etwa 25.000 Einheiten.

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Leica R5 (1986-1992)

Abgelöst wurde die R4 von der R5, die im gleichen Gehäuse zusätzlich eine TTL-Blitzsteuerung bot. Ferner wurde der Verschlusszeitenbereich auf 1/2000 sec erweitert. Zusätzlich wurde ein hellerer Sucher mit echter High-eye-point-Optik für Brillenträger verbaut und mit einer Dioptrienkorrektur ausgestattet. Die Programmautomatik ist nun variabel für Zeiten- oder Blendendominanz verstellbar. Weiterhin wurden alle R-Leicas ab der R5 mit verbesserten Abdichtungen der Bedienelemente gegen das Eindringen von Staub versehen. Produktionszahlen sind leider noch nicht verfügbar.

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Leica R-E (1990-1994)

Entsprechend der R4s wurde auch von der R5 eine vereinfachte Version angeboten. Auch bei ihr entfielen die Blenden- und die Programmautomatik. Alle anderen Funktionen entsprechen genau denen der R5.

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Bilder: Denis Hauser


Leica R6 (1988-1992)

Zwei Jahre nach der R5 wurde mit der R6 erneut eine völlig neue Kamera vorgestellt. Äußerlich entspricht sie zwar weitgehend der R5, doch wurde mit der R6 eine rein mechanische Kamera konstruiert, die nur zur Belichtungsmessung auf Batteriestrom angewiesen ist. Damit entfielen sämtliche Automatiken, was die Kamera zu einem Spezialwerkzeug für professionelle Fotografen machte.


Leica R6.2 (1992-2002)

Die Leica R6.2 stellt eine in vielen Details verbesserte R6 dar. Zu nennen wäre z.B. die Erweiterung des Verschlusszeitenbereiches auf 1/2000 s und ein griffigeres Verschlußzeitenrad. Daneben besitzt das Zeitenrad eine gegenüber der Vorgängerin vergrößerte Bauhöhe, wodurch dieses spürbar griffiger geworden ist. Unverwechselbares Kennzeichen der R6.2 ist das "Nachsummen" des Verschlusses bei 1/250 s.
Im Jahre 2002 musste die R6.2 eingestellt werden, da der von der Fa. Seiko bezogene Verschluss nicht mehr lieferbar war. Somit endete mit der R6.2 endgültig das klassische Design der R-Modelle, nachdem die R7 bereits 6 Jahre zuvor durch die sehr viel moderner gezeichnete R8 ersetzt worden war.

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Leica R7 (1992-1996)

Mit erweiterten und verbesserten Blitzfunktionen, einem helleren Sucher mit geänderten Anzeigen, Implementierung der Spiegelvorauslösung über einen Drahtauslöser, einem etwas höheren Bodendeckel (zur Unterbringung der Elektronik), und einer digitalen Elektronik sowie einem quartzgesteuerten Verschluß entspricht sie einer direkten Weiterentwicklung gegenüber der R5.

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Leica R8 (1996-2002)

1996 konnte mit Einführung der Leica R8 die erste komplette Eigenentwicklung einer Spiegelreflex-Kamera nach Einführung der Leicaflex von 1965 gefeiert werden. Das Design wurde abweichend von allen bisherigen SLR-Leicas ausgesprochen futuristisch und ergonomisch gestaltet. Die Kamera zeichnete sich durch eine vorzügliche Handhabung aus, wurde aufgrund ihres Designs jedoch häufig kritisiert. Die Leica R8 bietet einen erheblich erweiterten Verschlusszeitenbereich bis zu 1/8000 sec. sowie erstmals eine Mehrfeldmessung. Übernommen wurde die manuelle Fokussierung von Objektiven. Die R8 kann ebenso wie ihre Nachfolgerin R9 mit dem Digital-Modul-R (DMR) bestückt werden.

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Leica R9 (2002-heute)

Die Leica R9 wurde 2002 präsentiert und ist eine in vielen Details verbesserte Leica R8. Hier ist insbesondere die HSS-Blitzsteuerung und die ausgewogenere Gewichtsverteilung hervorzuheben. Die R9 kann mithilfe des -> Digital Modul R (DMR) von einer analogen SLR in eine digitale SLR-Kamera verwandelt werden. Diese Möglichkeit ist bis heute im Kleinbildbereich einzigartig, wurde jedoch vom Markt nicht ausreichend angenommen. Die Leica R9 stellt als ausgereiftestes Modell den analogen Endpunkt in der Entwicklung der SLR-Kameras bei Leica dar. Seit Sommer 2007 kursieren immer wieder Gerüchte um die Einstellung der R9. Offiziell ist die Kamera jedoch neu nach wie vor zu haben (Stand Dezember 2008).

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Broschüre zur R9 und zum R-System: R9 und R-System


Digital-Modul-R (DMR) (2004-2007)

Beim Digital-Modul-R (kurz DMR) handelt es sich um die einzigartige Möglichkeit, aus einer Kleinbild-Spiegelreflex-Kamera ein digitales SLR-Modell mit dem Crop-Faktor 1,37x zu machen. Das DMR lässt sich sowohl an der R9 als auch an der Vorgängerin R8 verwenden. Es wurde auf der Photokina 2004 der Fachwelt vorgestellt, konnte jedoch aufgrund verschiedener Probleme erst im Sommer 2005 ausgeliefert werden. Das DMR besitzt einen in Kooperation mit Kodak entwickelten Sensor. Die Auflösung beträgt 3872 x 2576 Pixel, das Bildverhältnis 3:2 entspricht ca. 10 Megapixeln. Das Modul besitzt einen Crop-Faktor von 1,37x.

Bei der Verwendung des DMR muss die Einstellscheibe der Kamera gegen die mitgelieferte ausgewechselt werden. Jene besitzt einen Rahmen, der dem etwas kleineren Format des Sensors entspricht. Motivteile im Sucher der Kamera außerhalb dieses Rahmens sind nicht auf dem Bild.

Zur Berechnung der Äquivalent-Brennweite zum Kleinbildfilm muss die optische Brennweite mit 1,37 multipliziert werden. Ein Objektiv mit der Standardbrennweite von 50mm wird so zu einem leichten Teleobjektiv mit ca. 70 mm. Die einstellbaren Empfindlichkeiten betragen: ISO 100 (21/10° DIN), ISO 200 (24/10° DIN), ISO 400 (27/10° DIN), ISO 800 (30/10° DIN) sowie im Hochempfindlichkeitsmodus bis ISO 1600 (33/10° DIN). Die Produktion des DMR wurde im Frühjahr 2007 eingestellt.

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Alle Bilder: Leica Camera AG bzw. Vorgänger